"Das Rödelheimer Schloss sichtbar machen"
Ein Projekt des Heimat- und Geschichtsvereins Rödelheim e.V.
Das Projekt ist abgeschlossen. Am 14. September 2008 fand die feierliche Schlüsselübergabe durch den Heimat- und Geschichtsverein Rödelheim e.V. an das Grünflächenamt der Stadt Frankfurt am Main statt. Bei reger Beteiligung der Bevölkerung mit rund 300 Personen halfen die Vereine "Thalia" und "Die Rödelheimer Neuner" mit gesanglichen , "Die Schnauzer" und "Message" von der Michael-Ende-Schule mit kulinarischen Beiträgen das Fest zum Erfolg zu bringen. Daneben konnten Kinder mit selbst ausgemalten Wappenhemden an Ritterspielen teilnehmen. Diese betreuten sehr engagierte Lehrer der Michael-Ende-Schule.
Besonders freut uns als Initiatoren, Planer und Verwirklicher des Projekts die sehr interessierte Aufnahme durch die Bevölkerung. Schon bei einigermaßen günstigem Wetter kann man Spaziergänger und Radfahrer an der Infotafel verweilen sehen und sich mit der ganzen Anlage vertraut machen. Viele schreiten auch die Pflasterung der Schlossmauern ab. Das Bronzemodell erfüllt voll die Erwartungen auf Anschaulichkeit (und Stabilität!). Gefällige Sitzbänke im Halbrund der Mauern des ehemaligen Großen Turms werden gerne zum Verweilen angenommen.
Auch an dieser Stelle sei den vielen privaten Spendern ein herzliches Dankeschön gesagt. Ohne ihre Hilfe wäre dieses Projekt nicht zu verwirklichen gewesen. Denn der Anteil der privaten Spenden lag bei 75% der Gesamtkosten. Diese kamen letzlich auf rund 60.000,- EUR. Uns als Verein hat das große Vertrauen beflügelt, das diese Spender in unser Projekt und unsere Fähigkeiten setzten.
Und so sahen wir das Projekt zu Beginn:
Der Frankfurter Ortsteil Rödelheim ist im Laufe der Zeit auch zum vorübergehenden Wohnplatz junger Menschen unserer "mobilen Gesellschaft" geworden. Sie entwickeln selten Bezüge zu unserem Stadtteil (oder überhaupt zu ihren wechselnden Wohnorten). Sowohl diesen "Zeitbürgern" als auch den sesshaft gewordenen und den schon immer hier wohnenden Mitbürgern die Geschichte Rödelheims näher zu bringen, sehen wir als unsere Aufgabe. Daß es in Rödelheim ein Schloss und davor viele hundert Jahre lang eine bedeutende Burganlage gab, wollen wir mit unserem Projekt der Bevölkerung näher bringen und damit einen Beitrag gegen die allgemeinen Entwurzelung leisten.
Im heutigen Rödelheimer Solmspark stand die Burganlage direkt an der Furt, später an der Brücke über die Nidda. Der Überweg war Teil des Handelswegs zwischen Frankfurt und Köln. In ihrer wechselvollen, viele Jahrhunderte übespannenden Geschichte wurde die Burg letztlich baufällig und daher 1802 abgetragen. An der Stelle der Kernburg errichteten die Eigentümer, die Grafen von Solms-Rödelheim, unter Einbeziehen des alten Bergfried-Turms bis 1859 ein klassizistisches Schloss. Dieses brannte bei einem Bombenangriff 1944 aus und wurde in den 50er Jahren bis unter die ebene Erde abgetragen. Um einen Eindruck von dieser auch geschichtlich bedeutenden Anlage unserer Bevölkerung zu vermitteln, hat sich der Heimat- und Geschichtsverein Rödelheim e.V. die Aufgabe gestellt, den Verlauf der Schlossmauern sichtbar zu machen.
Zeitliche Markierungspunkte
Die Idee zu diesem Projekt wird seit Gründung des Heimat- und Geschichtsverein Rödelheim e.V. (1989) immer wieder im Vorstand vorgebracht. Auslöser waren die beobachteten runden Abzeichnungen im Rasen des Solmsparks in trockenen Spätsommern, die auf die Türme des ehemaligen Schlosses schließen ließen. Eine Befliegung (2001) von B.Reichel mit dem Hubschrauberpiloten B.Löbig und Luftaufnahmen zeigen weitere Andeutungen von Mauern.
17. Februar 2003
Die Mitgliederversammlung des HGVR beschließt, Dr. A. Kroneisen soll eine Gruppe interessierter Vereinsmitglieder einberufen und vorbereitende Ideen und Realisierungsmöglichkeiten mit Vertretern des zuständigen Grünflächenamtes, Denkmalamtes, Stadtvermessungsamtes und Liegenschaftamtes besprechen. Die übrigen Vorstandsmitglieder wollen aktiv nicht teilnehmen, wohl aber über den laufenden Stand unterrichtet werden.
November 2003
Mehrere Treffen der Arbeitsgruppe zeigen, dass ein Projekt der "Visualisierung" des ehemaligen Schlosses möglich ist. Eine Arbeitsgruppe von Architekturstudenten der Fachhochschule Wiesbaden bei Prof. Nohlen wird in den Pavillon im Brentanopark eingeladen. Sie sollen in einer Woche im Rahmen eines Stegreif-Entwurfs mehrere Realisierungsvorschläge erarbeiten. Diese werden dann dem Verein und der Presse vorgestellt.
Mai 2004
Im Kontakt mit den städtischen Ämtern werden die Vorschläge der Studenten im Detail besprochen und letztlich ein übrig gebliebener Vorschlag noch erheblich verändert. Oberste Gebote sind: Der Rasen muß weiterhin ungehindert mit Mähmaschinen gepflegt werden können und die noch vorhandenen Mauerreste unter der Oberfläche dürfen nicht gestört werden. Im gleichen Monat werden von mehreren Gartenbauunternehmungen Angebote zu dem erstellten Konzept angefordert, um den Finanzbedarf abschätzen zu können.
Dezember 2004
Die Kostenschätzung ergibt einen Betrag von 60.000,- €, dem ein Sicherheitszuschlag von 10.000,- € zugefügt wird. Daraus ergibt sich der veröffentlichte Betrag von 70.000,- €.
Es ist sofort klar, dass diese Summe vom Verein mit 120 Mitgliedern und einem Jahresbeitrag von 30.- EUR alleine nicht bewältigt werden kann. Die Hoffnung auf Finanzierung durch die öffentliche Hand ist schnell verflogen. Bestenfalls ist eine Unterstützung möglich. Also müssen private Spender gefunden werden. Eine Broschüre wird erstellt, die das Anliegen, die Zielvorstellungen und den angestrebten Aktionsplan enthält. Für Spender mit Beträgen ab 500 EUR wird die Namensnennung, falls gewünscht, auf der geplanten Infotafel angeboten. Firma Stroer (Städtereklame) gibt auf Anfrage dazu grünes Licht.
Januar 2005
Das Denkmalamt mit Frau Dr. Hampel lässt auf eigene Kosten mit geschätzten 8.000,- € zwei physikalische Bodenuntersuchungen durchführen. Das zuerst durchgeführte Bodenradar-Scannen ergibt nur undeutliche und verschwommene Anhaltspunkte. Störungen durch Parkwege und Baumwurzeln sind die Hauptursachen. Bodenelektrische Untersuchungen im Anschluss zeigen viele deutliche Mauerstrukturen unter der Erdoberfläche.
August 2005
Vom Stadtvermessungsamt werden nach Plänen aus den 1920er Jahren die Schlossumrisse auf der Wiese markiert. Einige Herren der Arbeitsgruppe des Heimat- und Geschichtsvereins sondieren mit 1 Meter langen und 6 mm starken Stahlstäben den Mauerverlauf nach Breite und Tiefe.
März 2006
Von Dr. A. Kroneisen werden aus Zeichnungen und Fotografien des ehemaligen Schosses die Maße des Gebäudes und seiner einzelnen Strukturen errechnet, am Computer ein dreidimensionales Modell erstellt und zusätzlich ein 5-minütiger Werbefilm mit einem "Rundflug" um dieses Modell produziert.
August 2006
Der Vorstand des HGVR beauftragt Dr. A. Kroneisen, die Aufgaben des Bauherrn im Namen des HGVR wahrzunehmen.
Der Architekt H.G. Kroneisen erstellt einen Bauantrag entsprechend den auch von Denkmalamt und Grünflächenamt abgesegneten Ausführungsvorschlägen.
September 2006
Der Bauantrag ist genehmigt. Die Finanzierung der ersten Schritte zum Projekt "Das Rödelheimer Schloss sichtbar machen" ist durch Spenden und Beteiligung des hessischen Kultusministeriums gesichert.
Oktober 2006
Nach den ermittelten Maßen und dem Computermodell kann die Firma MAD ein CAD-gefertigtes Plastikmodell des Schlosses erstellen. Maßstab etwa 1: 40.
Dezember 2006
Mehrere Gespräche der Herren Reichel und Dr. Kroneisen mit Herrn Weinelt von der Firma Kunstguss Eschenburg führen zur Auftragserteilung, ein Bronzemodell des Schlosses nach den ermittelten Maßen und dem Plastikmodell in künstlerischer Ausführung zu gießen.
Januar 2007
Pflasterstein-Angebote werden eingeholt und der Bedarf von 27 Tonnen für April geordert. Im Steinbruch von Eschenburg/Rothaargebirge wird ein Felsen ausgesucht als Basis für das Bronzemodell.
April 2007
Die Pflastersteine werden angeliefert und auf einem zugewiesenen Gelände des Grünflächenamtes im Brentanopark gelagert. Das Fundament für den Felsen wird gelegt. Es erhält eine Auskammerung für eine Fundamentkapsel durch eine Schaumstoffform von Dr. A. Kroneisen. Der Felsen von fast 3 Tonnen Gewicht wird angeliefert und neben dem Fundament abgestellt.
Mai 2007
Der Mauerverlauf wird nochmals durch das Stadtvermessungsamt verifiziert. Am 7. Mai wird eine Dokumentkapsel in der Grundsteinkammer eingebracht und der Grundstein durch Frau Oberbürgermeisterin Petra Roth feierlich "gelegt".
Mitte Mai beginnen die Bauarbeiten durch die Arbeitsgemeinschaft Gissel und Litzius. Der Felsen wird auf das nun geschlossene Fundament gehoben und einzementiert.
Juni 2007
Die Bauarbeiten sollten bis Anfang Juni abgeschlossen sein, verzögern sich aber.
Ab 12. Juni bis 6. Juli Unstimmigkeiten mit Grünflächenamt und Denkmalamt.
16. August
Aussprache zwischen den Herrn Slachmuylders vom Grünflächenamt und Dr. A. Kroneisen vom HGVR. Die Unstimmigkeiten können im Sinne des HGVR ausgeräumt werden.
9. September 2007
Tag des offenen Denkmals. Die erste Bauphase wird feierlich durch Enthüllung der Info-Tafel beendet. Die Schlossmauern sind mit einer fundamentierten 60 cm breiten Pflasterung ebenerdig nachgezeichnet. Ein Fundament ist mit einer Kapsel-Kammer erstellt, in der Kapsel die Gründungsurkunde und materielle Zeitzeugen deponiert, darauf der 3 Tonnen schwere Felsen platziert und auf diesem das Bronzemodell montiert. Fundamente für den später zu erstellenden Halbkreis an der Stelle des großen Turms und der anschließenden 8 Meter langen Demonstrationsmauer sind gelegt.
An Spenden waren eingegangen 48.277,08 €
Ausgegeben wurden bisher 37.564,75 €
Für den zweiten Bauabschnitt, mit geschätztem Aufwand von 20.000,- €,
stehen damit bereit (Stand 31.12.2007). 10.712,33 €
August, September, Oktober 2007
Kostenvoranschläge für die zweite und letzte Bauphase werden eingeholt, vom Ortsbeirat ein Antrag auf finanzielle Unterstützung dieses Bauabschnittes aus öffentlichen Geldern gestellt, der dann leider vom Magistrat abgelehnt wird. Weitere Spendenaquisitionen bei Privatleuten werden mit Erfolg betrieben. Sie ergeben Ende 2007 einen Betrag von rund 17.500 EUR.
Februar 2008
Um Verifizierung des Angebotes der Maurerfirma aus 2007 mit rund 13.800 EUR wird gebeten und eine Auftragserteilung mit Baubeginn Mitte Juni und Bauende Mitte August in Aussicht gestellt. Das Angebot wird mit kleinen Aufschlägen bestätigt. Das Grünflächenamt, in Person Herr Slachmuylders, wird auf seine Zusage für modifizierte Stadt-Bänke nach beigelegten Zeichnungen von Dr. A. Kroneisen für die Durchführung bis Mitte August angefragt. Die Zusage wird bestätigt.
Ende Mai 2008
teilt das Grünflächenamt mit, die Bänke in der gemeinsam besprochenen Form sind aus technischen Gründen nicht, oder zu enormen Kosten lieferbar. Genaue Konstruktionszeichnungen werden von Dr. Kroneisen mit einem CAD-Programm angefertigt, die eine preiswerte Machbarkeit für die Bänke aufzeigen. Herr Slachmuylders beauftragt über die Werkstatt des Grünflächenamtes eine externe Firma mit der Herstellung.
Mitte Juni 2008
teilt die Maurerfirma mit, die Bauarbeiten können erst Mitte August beginnen, weil die Facharbeiter davor Urlaub machen. Die Beendigung der Arbeiten wird jedoch für Ende August fest zugesagt.
15. August 2008
Im Solmspark wird die Baustelle für die Turm- und Demonstrationsmauer eingerichtet und am 18. August mit den Bauarbeiten begonnen. - Es stellt sich heraus, dass die Turmmauer wegen der welligen Geländeform auf der Außenseite 1,50 Meter hoch werden wird, wenn auf der Innenseite die vorgegebene Höhe von 1,00 Meter ausgeführt wird (Kostenerhöhung). Bedenken des HGVR wegen einer Unfallgefahr für kletternde Kinder auf der Mauer und Absturz von 1,5 Meter sollen durch Erdaufschüttung und Raseneinsaat auf der Turmaußenseite begegnet werden. Folge ist eine Kostenerhöhung durch diese Erdaufschüttung und die 50 cm höhere Mauer. Herr Slachmuylders rät schließlich, die Erdaufschüttung zu unterlassen. Grund ist, die Mauerkrone ist kein öffentlicher Weg, Eltern sollen auf ihre Kinder aufpassen, die Mauerenden werden so gestaltet, dass kleinere Kinder dort nicht aufsteigen können (Kostenerhöhung) und die wellige Geländeform soll erhalten bleiben. Dem entspricht der HGVR.
Die Vorbereitungen für ein Fest zur "Schlüsselübergabe" an die Stadt Frankfurt zur weiteren Pflege der Anlage laufen auf vollen Touren. Gespräche mit einzubindenden Vereinen, "Die Schnauzer" für Bewirtschaftung, "Frohsinn" und "Neuner" für Gesangsbeiträge und Lehrer der Michael-Ende-Schule für Ritterspiele mit Kindern, werden mit Erfolg geführt.
3. September 2008
Die Maurerarbeiten sind beendet. Die Pflasterung muß in ihrem Verlauf an den Mauerverlauf angepasst werden (Kostenerhöhung), da deutliche Knicke im Verlauf zu sehen sind.
14. September 2008
14:00 Uhr Beginn des "Übergabefests". Programmpunkte sind:
Begrüßung der Gäste durch den Vorsitzenden des HGVR Bernhard Reichel, einige Lieder des Frohsinn-Gesangvereins, Grußworte von Stadtrat Warnke und Ortsbeiratsvorsitzenden Wernet, Gesangsbeitrag der "Neuner". Feierliche Schlüsselübergabe an die Stadt Frankfurt, vertreten durch Herrn Slachmuylders vom Grünflächenamt als künftigen Pflege-Verantwortlichen, durch den stellvertretenden Vorsitzenden des HGVR und Projektleiter Dr. Kroneisen. Auszugsweises Verlesen des Rödelheimer Burgfriedens von 1441 durch Herrn Paluch und Herrn Reichel. Ritterspiele für Kinder, Kaffee und Kuchen von einer Arbeitsgruppe der Schüler der Michael-Ende-Schule, Gegrilltes, Getränke von den Schnauzern. Siegerehrung der "Ritter" und Übergabe der Urkunden an alle beteiligten Kinder. Ausklang etwa 18:00 Uhr.
29. September 2008.
Die Schlussrechnung der Maurerfirma ist da: 24.220,95 EUR. Das ist erheblich mehr, als das Angebot mit 13.835,43 EUR, das der Auftragsvergabe zugrunde lag, entsprechend unserer Angebotsanfrage vom 27.08.2007. Nachrechnen aller Positionen von uns ergibt einen Endbetrag von 20.460,19 EUR. Dieser wird in der KW 41 nach Vorstandsbeschluss vom 03.10.2008 überwiesen.
Antwort der Maurerfirma gesteht Fehler ein, besteht aber auf der doppelten Flächenberechnung für Kanten und Stirnseiten der Mauer, für Material (!) und Arbeitszeit, da dort mehr Zeit für das Steine-Aussuchen benötigt werde.
Die Maurerfirma wird am 22. Oktober 2008 auf das Versäumnis der Unterrichtung über zu erwartende kräftige Überschreitung der Angebotssumme nochmals hingewiesen, die Doppelrechnung abgelehnt.
Vorläufige Kostenabrechnung siehe Auslage bei der Mitgliederversammlung am 03.Februar 2009. Die endgültige Abrechnung erfolgt im Rahmen der Jahresrechnung 2009.