6.11.2015, 14.00 Uhr im Brentanopark/Inselgässchen Redebeitrag Dr. Armin Kroneisen, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins Rödelheim e.V. Sehr geehrte Damen und Herren, als Projektleiter des gemeinsamen Vorhabens "Die Rödelheimer Synagoge sichtbar machen" begrüße ich Sie sehr herzlich zu unserer heutigen Einweihungsfeier. Ich freue mich, dass Sie in so großer Zahl unserer Einladung gefolgt sind. Denn der Termin am frühen Freitag Nachmittag ist leider nicht für alle Interessiertenso günstig. Doch es war nicht möglich, wegen Herbstferien und Auslandsreisen der Mitgestalter unserer Feier, einen besseren Zeitpunkt zu finden. Da zudem die Einweihung vor der ersten Gedenkstunde zum Jahrestag der Reichspogromnacht, die am kommenden Sonntag um 16:00 Uhr hier an dieser Stelle stattfinden soll, und für unsere jüdischen Teilnehmer heute um 16:53 Uhr der Sabbat beginnt, blieb nur dieser Zeitpunkt. Ich bitte um Ihr Verständnis. - Besonders begrüße ich Herrn Bürgermeister Olav Cunitz, den Kulturdezernenten Herrn Prof. Dr. Felix Semmelroth, den Bezirksleiter des Grünflächenamtes Herrn Stephan Slachmuylders, den Ortsvorsteher Herrn Veljko Vuksanovic, die Damen und Herren des Ortsbeirats 7, Herrn Rabbiner Julian-Chaim Soussan von der jüdischen Gemeinde, die Vertreter der evangelischen Cyriakus-Gemeinde und die der katholischen St. Antonius-Gemeinde Rödelheim, den Architekten des Projekts Diplomingenieur und Architekt Horst Günter Kroneisen und natürlich auch unsere Mitwirkenden bei der heutigen Feier: Frau Nicole Lauterwald, die mit ihrer Flöte unsere Feierstunde musikalisch umrahmen wird. Sie ist dankenswerterweise für Frau Hackel eingesprungen. Ich begrüße Frau Pfarrerin in Ruhe Elke Klee und Herrn Lüßmann vom Raum. Sie werde uns die Namen der ermordeten Rödelheimer Juden vortragen. Zu Ihrer Information haben wir Begleitblätter auch mit dem heutigen Programm ausgelegt und bitten Sie sich zu bedienen. Wir wollen jedoch die beiden letzen Programm-Punkte gegeneinander vertauschen. Nach Herrn Rabbiner Soussan bietet uns Frau Lautenwald ein weiteres Musikstück dar. Dann soll als Abschluß die Übergabe der Gedenkstätte an die Stadt Frankfurt stattfinden. - Im Begleitheft finden Sie auch unseren herzlichen Dank an die Institutionen und die Rödelheimer Bürger, die unser Vorhaben finanziell ermöglichten. Besonders zu nennen sind: Die Stadt Frankfurt, veranlasst durch Bürgermeister Cunitz, der Orstbeirat 7 mit einstimmigem Beschluss, die Deutsche Bank Bausparkassen AG und die Frankfurter Sparkasse 1822. Ein Dankeschön auch an die Stiftung Citoyen, aktiv für Bürgersinn, und die Chaja Stiftung. Wir freuen uns für dieses Projekt, dass es sich auf eine breite Basis in der Bevölkerung stützen kann. - Gerade fertig gestellt und zu unserem heutigen Anlass passend ist ein weiteres Buch des Heimat- und Geschichtsvereins der "Reihe Beiträge zur Rödelheimer Geschichte" erschienen mit dem Titel: "Geschichte und Geschichten um den alten Jüdischen Friedhof in Rödelheim" von unserem Mitglied Hans Dieter Schneider. Herr Schneider hat in vielen Monaten intensiver Archivarbeit wichtige und auch erstaunliche Erkenntnisse gewinnen können und sie in das vorliegende Buch eingearbeitet. Wir haben am "Runden Tisch" im Vorfeld uns um manche Einzelheit der Gestaltung dieser Gedenkstätte Gedanken gemacht. Wer alles an dieser Gesprächsrunde beteiligt war, können Sie ebenfalls aus dem Begleitblatt ersehen. Bei der praktischen Ausführung durch die in diesen Aufgaben erfahrene Firma Fichter ergaben sich zusätzliche Besonderheiten: Im Umrissbereich der ehemaligen Synagoge, gestützt auf Vermessungswerte des Katasteramtes von 1911, wurden Reste von Grundmauern und Straßenpflaster gefunden. Das musste ausgemessen und dokumentiert werden und konnte erst durch Überdeckung mit Geoflies überbaut werden. Auch die Birke hier mit ihrem großen Wurzelbereich führte zu Abänderungen im Detail. Das alles kostete unerwartet Zeit und zusätzliches Geld. - Ich möchte nicht versäumen mei-nen Dank auch an die beteiligten Ämter auszusprechen, die uns nach Kräften unterstützten und einen reibungslosen Fortgang förderten: Dem Dezernat für Kultur und Wissenschaft, dem Dezernat Planen und Bauen, dem Denkmalamt, dem Grünflächenamt, dem Bauamt, dem Straßenverkehrsamt, dem Ordnungsamt, dem Hauptamt und dem 11. Polizeirevier hier in Rödelheim. Unser gemeinsames Ziel am "Runden Tisch" war: Eine Gedenkstätte zu schaffen, die einen Bogen spannt von der ehemaligen jüdischen Gemeinde und ihrer Geschichte von 1290 bis 1938/42, das sind rund 22 Generationen! , die mit ihrer Synagoge Teil des Rödelheimer Lebens war, zur folgenden Zerstörung und zur Ermordung jüdischer Bürger. Heute ist die Gedenkstätte fertig gestellt und erfüllt, so meine ich, die in sie hineingedachten Erwartungen. Ich werde nun nicht der Versuchung erliegen und in die 650 jährige Geschichte der Rödelheimer Juden eintauchen. Wer sich dafür interessiert, sei auf die Info-Tafel am Rande der Gedenkstätte verwiesen. Es ist für mich immer wieder unfassbar, wie in kurzer geschichtlicher Zeit dieses nachbarliche Verhältnis der Rödelheimer mit ihren jüdischen Mitbewohnern in Ausgrenzung, Verfolgung und Hass bis hin zur Ermordung dieser Nachbarn umschlagen konnte. Die wieder sichtbare Rödelheimer Synagoge soll, so ist unser Wunsch, über das reine Gedenken und Mahnen hinaus, das seit 1979 an dieser Stelle begangen wird, zusätzliche Impulse geben! Wie wir ja aus der Vergangenheit erfahren haben, ist selbst das miteinander Leben über so lange Zeit wie hier in Rödelheim kein Garant gegen Misstrauen, Ausgrenzung, Diffamierung und Hass. Man kann nur durch persönliche Begegnungen und gegenseitiges Kennenlernen diesen negativen Impulsen paroli bieten. Und so hoffen wir auf rege Nutzung der Gedenkstätte zu diesem Zweck. Sicher werden wir damit alleine wohl kaum die Welt verbessern können. Was wir allerdings können, jeder für sich und dann wir zusammen, ist, das Kleinklima in unserer unmittelbaren Umgebung, in unserm Haus, unserer Straße, unserem Stadtteil mithelfen so zu gestalten, dass Misstrauen, Diffamierung, Ausgrenzung, Hass gegen wen auch immer keine Grundlage mehr finden können. Das bedeutet für jeden, der es ernst meint, guten Willen aufzubringen und Arbeit an sich selbst zu leisten! Ich wünsche mir, dass mit diesem gemeinsamen Projekt ein kennen Lernen und Verstehen anderer Religionen und Lebensplanungen zu freundlicher gegenseitiger Toleranz führt, - und das auch angesichts der jüngsten Flüchtlingsströme. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit |